Wer wird der siebte Präsident in der Historie des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) und tritt damit die Nachfolge von Dr. Rainer Koch an, der nach 18 Jahren nicht mehr um das höchste Amt beim größten der 21 Landesverbände unter dem Dach des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) antreten wird? Die Wahl des neuen Präsidenten durch die 276 Delegierten und der Abschied von Rainer Koch stehen im Mittelpunkt des 26. Ordentlichen BFV-Verbandstages, der am 24. und 25. Juni im niederbayerischen Bad Gögging stattfindet.
Zudem wird der von Schatzmeister Jürgen Faltenbacher erarbeitete Rahmenfinanzplan für die kommenden vier Jahre vorgestellt. Die Delegierten haben ebenso über einen Leitantrag mit Kernthemen zu anstehenden Herausforderungen unter dem Titel „BFV 2022 – 2026“ zu entscheiden, wie über den Initiativantrag „Ohne Schiri geht es nicht“, der eine Neuausrichtung der Rahmenbedingungen des Schiedsrichterwesens im Freistaat vorsieht. In Bad Gögging werden zudem die auf den Kreis- und Bezirkstagen ermittelten Ergebnisse der Meinungsbilder vorgestellt und darüber auch entschieden – hier geht es um die Wiedereinführung der Zehn-Minuten-Strafe im Erwachsenen-Bereich oder die Abschaffung der Auswärtstorregel. Zudem haben die Stimmberechtigten insgesamt neun Vereinsanträge zu behandeln, die bei den Bezirkstagen Zustimmung gefunden hatten.
Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um den 26. Ordentlichen Verbandstag
Insgesamt 276 Delegierte besitzen Stimmrecht am Verbandstag. 175 Personen davon wurden über die sieben Bezirkstage nominiert, wobei je Bezirk mindestens 20 Prozent der Delegierten weiblich und mindestens zehn Prozent der Delegierten zum Zeitpunkt der Delegiertenwahl unter 30 Jahre alt sein mussten. Zu diesen Delegierten kommen die Mitglieder des Verbands-Vorstandes, die Vertreter aus den Bundesligen, jeweils Herren und Frauen, sowie den Junior*innen-Bundesligen. Zusätzlich sind Vertreter*innen der Regional- und Bayernligen der Männer, Frauen, Junioren und Juniorinnen sowie Vertreter*innen aus den Landesligen Delegierte. Satzungsgemäß ist gewährleistet, dass Vereinsvertreter*innen die Mehrheit der Delegierten stellen – in Bad Gögging sind demnach 159 Vereinsvertreter*innen stimmberechtigt, was einer Quote von rund 58 Prozent entspricht.
Am Verbandstag werden der Präsident, der Schatzmeister, fünf Vize-Präsident*innen (lt. Satzung müssen dem Präsidium mindestens zwei Frauen angehören), der Vorsitzende des Verbands-Spielausschusses (VSpA), die Vorsitzende des Verbands-Frauen- und -Mädchen-Ausschusses (VFMA), der Vorsitzende des Verbands-Jugend-Ausschusses (VJA), der Vorsitzende des Verbands-Schiedsrichter-Ausschusses (VSA), der Vorsitzende des Verbands-Sportgerichtes (VSG), der Verbandsanwalt, ein U30-Vorstandsmitglied sowie die fünf Mitglieder der Prüfungskommission von den Delegierten gewählt. Im Nachgang des Verbandstagages beruft schließlich das neu gewählte Präsidium die Mitglieder der jeweiligen Ausschüsse.
Für die 19 vom Verbandstag zu wählenden Positionen wurden fristgerecht insgesamt 24 Kandidatinnen und Kandidaten nominiert:
Die Nominierungen in der Übersicht (in alphabetischer Reihenfolge; *Amtsinhaber*innen)
Präsident
Schatzmeister
5 Vize-Präsident*innen (lt. Satzung müssen dem Präsidium mindestens zwei Frauen angehören)
Vorsitz Verbands-Spielausschuss (VSpA)
Vorsitz Verbands-Frauen- und -Mädchen-Ausschuss (VFMA)
Vorsitz Verbands-Jugend-Ausschuss (VJA)
Vorsitz Verbands-Schiedsrichter-Ausschuss (VSA)
Vorsitz Verbands-Sportgericht (VSG)
Verbandsanwalt
U30-Mitglied
5 Mitglieder der Prüfungskommission
Der Bayerische Innen- und Sportminister Joachim Herrmann wird auf dem Verbandstag des BFV ebenso sprechen wie der im März neu gewählte DFB-Präsident Bernd Neuendorf sowie Ronny Zimmermann, 1. DFB-Vizepräsident für Amateurfußball und Angelegenheiten der Regional- und Landesverbände. Weitere Redner sind Alfons Hölzl als Vorsitzender von „Team Sport-Bayern“, Präsident des Deutschen Turnerbunds und des Bayerischen Turnverbandes sowie BLSV-Präsident Jörg Ammon. Am Freitag nehmen Michael Köllner, Trainer des Drittligisten TSV 1860 München, und Holger Seitz, Sportlicher Leiter am FC Bayern Campus, an einer Talkrunde zur BFV-Kinderfußball-Kampagne #AufdiePlätze teil.
In einer groß angelegten Vereinsumfrage hat der BFV gemeinsam mit seinen Mitgliedern die wichtigsten Kernziele für die anstehende Legislatur identifiziert, die in folgendem Leitantrag münden:
Der bayerische Amateurfußball mit seinen rund 4.500 Vereinen und dem Bayerischen Fußball-Verband (BFV) als Dachorganisation steht in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen – nicht zuletzt und gerade aufgrund des weiter voranschreitenden gesellschaftlichen Wandels, der sämtliche Lebensbereiche tangiert und in der Konsequenz auch den Amateurfußball in seiner Organisation verändert. Gemeinsam gilt es deshalb, daran zu arbeiten, diese Aufgaben anzugehen, Probleme klar zu identifizieren und bestmöglich zu lösen. Ziel muss es sein, dass Fußball in allen Teilen Bayerns auch weiter die beliebteste Sportart bleibt.
Der BFV-Vorstand hat auf Basis der Ergebnisse einer umfangreichen und breit angelegten Vereinsbefragung aus dem Dezember 2021, der Befragung der ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen des Verbandes sowie mit Blick auf gesellschaftliche Trends und Entwicklungen, denen sich der Fußball nicht entziehen kann, insgesamt sechs strategische Ziele identifiziert und sich darauf fokussiert. Insgesamt haben an der BFV-Befragung rund 2500 Vereins-Vertreter*innen und zusätzlich mehr als 300 Mitarbeiter*innen ihr Feedback gegeben und damit ein stabiles Meinungsfundament geschaffen.
Die sechs Kernziele:
Eine tiefergreifende Ausarbeitung dieser Kernziele sowie erste Maßnahmen und Umsetzungsschritte sollen in den kommenden Monaten unter Einbeziehung unserer eigenen Funktionäre, aber vor allem mittels der direkten und niederschwelligen Vereinsbeteiligung vertieft werden.
In der anstehenden Legislaturperiode für die Jahre 2022 bis 2026 gilt es, im Zusammenspiel von Vereinen und Verband weitere Ideen und Maßnahmen zu kreieren und zu konkretisieren sowie bereits getroffene Entscheidungen auf ihre Wirksamkeit hin zu prüfen. Grundvoraussetzung dafür ist ein intensiver Dialogprozess auf allen Ebenen.
Der Bayerische Fußball-Verband wird diesen angestoßenen Prozess nach dem Verbandstag 2022 forcieren. Es gilt ausdrücklich, auch – wo nötig – alte Strukturen aufzubrechen, wichtige und herausfordernde Fragestellungen im Sinne seiner Mitglieder zu beantworten und mit Leben und Innovationskraft zu füllen.
Der BFV wird in seinem Gestaltungswillen begrenzten zeitlichen und materiellen Ressourcen begegnen. Dennoch verpflichten sich Vereine und BFV, gemeinsam bis 2026 an diesen Kernzielen zu arbeiten, damit Amateur-Fußball in Bayern auch weiter zukunftsorientiert aufgestellt ist, Problemstellungen früh erfasst werden und diesen wirkungsvoll begegnet werden kann.
Wochenende ist Bundesliga. Ganz selbstverständlich werden die Spiele im deutschen Oberhaus von neutralen Schiedsrichtern gepfiffen. Kaum vorstellbar, dass es noch Mitte des 19. Jahrhunderts, als man mit dem Fußballspielen begann, gar keine Schiedsrichter gab. Damals übernahmen die Mannschaftsführer der beiden Teams die Funktion des Schiris. 1873 war es dann so weit. Der Begriff „Referee“ wurde in das Regelbuch aufgenommen. Doch für ein paar Jahre saß der Referee am Spielfeldrand und fungierte als Berufungsinstanz bzw. als Streitschlichter zwischen den sogenannten „Umpires“. Die Streitigkeiten der Umpires wurden mit der Zeit eher mehr als weniger, bis dann 1890 endgültig der neutrale Schiedsrichter die Spielleitung übernahm.
Ebenso wie das Fußballspiel selbst hat sich auch der Schiedsrichterbereich seitdem beständig weiterentwickelt. Viele Sportfreund*innen konnten sich in all den Jahren dafür begeistern, sich als Unparteiische einzubringen und Verantwortung auf unseren Plätzen zu übernehmen. So war es möglich, zunächst auch immer mehr Spiele von amtlichen und neutralen Schiedsrichtern leiten zu lassen. Doch während die Besetzung aller Spiele in den höheren Ligen heutzutage kein Problem darstellt, sieht die Situation in den unteren Klassen und vor allem auch im Nachwuchsbereich leider ganz anders aus.
Deshalb müssen wir uns die Frage stellen: „Quo vadis, Schiedsrichter?“ Die Anzahl der Referees in Bayern hat in den letzten Jahren rapide abgenommen. Während es im Jahr 2000 noch 13.379 Schiris waren, stehen heute nur noch 9856 regelmäßig auf dem Platz und übernehmen Verantwortung. Zusammen stellen wir als Folge daraus immer häufiger fest, dass in vielen Kreisen nun nicht mehr ausreichend Unparteiische zur Verfügung stehen, um auch jedes Spiel zu besetzen. Dem gegenüber steht der berechtigte Wunsch, dass alle Spiele – von der Bundesliga bis in die Junioren-Gruppe – von neutralen Schiedsrichtern geleitet werden.
Schließlich gilt es dafür Sorge zu tragen, dass die rund 250.000 Amateurfußballspiele pro Jahr in Bayern unter möglichst perfekten Rahmenbedingungen über die Bühne gehen. Platz- und Passkontrolle, Spielleitung, Bestätigung der offiziellen Ergebnisse und Torschützen – allein auf den ersten Blick ist das Aufgabenfeld eines Unparteiischen riesig – und bildet doch nur die Spitze des Eisberges.
Sowohl für unsere Vereine als auch den Verband ist es deshalb umso wichtiger, das Hobby „Schiedsrichter“ attraktiver zu gestalten, um einerseits Nachwuchs zu gewinnen und andererseits die aktiven Schiris zu binden, damit diese ihrem Hobby möglichst lange treu bleiben. In den vergangenen Jahren hat der BFV deshalb bereits verschiedene Maßnahmen unternommen, um den Schwund entgegenzuwirken. Eigens aus diesem Grund haben wir die Kampagne „Wir regeln das“ aufgelegt, um hier gezielt Lösungsansätze zu erarbeiten und um auf die Situation aufmerksam zu machen.
Gezielt haben wir auch die Vereine beteiligt und zusammen mit der Kampagne „Pro Amateurfußball“ in allen Kreisen in Bayern „Runde Tische“ zum Thema Schiedsrichter abgehalten. Dabei kam deutlich zur Sprache, in welcher Situation sich die Unparteiischen, die gleichzeitig ja selbst alle Mitglieder unserer Vereine sind, leider viel zu oft auf unseren Sportplätzen befinden. Ihre Entscheidungen werden häufig nicht akzeptiert, sie werden kritisiert, beleidigt und schlimmstenfalls auch körperlich attackiert.
Bedauerlicherweise verlieren wir aus all diesen Gründen gerade viele junge Schiedsrichter*innen oft sehr schnell wieder, da sie ihre Freizeit lieber in einem positiveren Klima verbringen wollen. Corona hat ebenfalls seinen Teil mit dazu beigetragen, dass sich einige ältere Kamerad*innen zurückgezogen haben, da diese neue Schwerpunkte für sich entdeckten.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Schiedsrichter*innen als „Dank“ für die Ausübung ihres unverzichtbaren Einsatzes lediglich eine geringe Aufwandsentschädigung erhalten. Die letzte Anpassung der Spesensätze erfolgte im Rahmen des Verbandstages 2018. Seitdem hat es keine Erhöhungen gegeben, die allein inflationsbedingt mehr als berechtigt wären. Unabhängig davon haben uns viele Vereinsvertreter die Rückmeldung zukommen lassen, dass entsprechende Erhöhungen wichtig sind, um die Attraktivität des SR-Wesens zu steigern.
Ein weiterer Punkt ist, dass man bei der Motivation und auch bei der Verbindlichkeit der Vereine, um aktive Schiedsrichter*innen zu stellen, umdenken muss. Die Unparteiischen kommen aus den Reihen der Vereine und sind auch von diesen zunächst für die Sache zu gewinnen. Die Aufgabe des Verbandes ist es dann, die Referees auszubilden, mit den entsprechenden Spielleitungen zu beauftragen und diese dann auch weiter zu qualifizieren.
Anhand der Anzahl seiner Mannschaften, mit denen ein Verein am Spielbetrieb teilnimmt, berechnet sich auch die Zahl der Schiedsrichter*innen, ohne dabei zu unterscheiden, ob für einzelne Spielklassen nur ein Aktiver oder ein Schiedsrichterteam benötigt werden. Dies gilt es auch zu überprüfen, ob dies noch den zukünftigen Anforderungen gerecht wird.
Auftrag:
Aus den zuvor genannten Gründen und als Arbeitsauftrag der Vereine aus den durchgeführten "Runden Tischen" erteilt der Verbandstag dem Verbands-Schiedsrichterausschuss den Auftrag, die Spesenordnung für Schiedsrichter sowie den hier tangierten Bereich der Spielordnung und der Finanzordnung nebst Anlagen unter folgenden Aspekten zu betrachten und notwendige bzw. zielführende Anpassungen zu erarbeiten und dem Verbands-Vorstand zur Genehmigung vorzulegen:
Die Ergebnisse werden den Vereinen in Informationsveranstaltungen vorgestellt und gemeinsam mit diesen finalisiert. Der Verbands-Vorstand soll vom Verbandstag dazu ermächtigt werden, die ausgearbeiteten und den Vereinen vorgestellten Anpassungen zum Spieljahr 2023/2024 umzusetzen.
Der BFV berichtet umfassend und fortwährend in Echtzeitz auf seinem Extra-Bereich seiner Website vom Verbandstag. So gibt es beispielsweise alle wichtigen Entscheidungen im multimedialen Liveticker, dazu die entsprechende inhaltliche Aufarbeitung in Wort, Bewegtbild und Fotos. Das umfangreiche Verbandstags-Magazin steht bereits im Vorfeld für alle Interessierten bereit.
Das offizielle Antragsheft ist allen Delegierten bereits postalisch zugegangen und gibt es auch zum Download – ebenso die Tagesordnung.